Orthopädie

High-grade Osteosarkom

Das konventionelle high-grade Osteosarkom ist der häufigste primäre maligne Knochentumor und kommt am häufigsten bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor. Der größte Teil der Tumoren befindet sich im unteren Bereich des Oberschenkelknochens, im oberen Bereich des Schienbeins, oberen Anteil des Oberarmes und im Becken. Die Lokaltherapie der Wahl besteht in der chirurgischen Entfernung des kompletten Tumors und einer sich um den Tumor befindenden Schicht aus gesundem Gewebe. Dies ist die Grundvoraussetzung für ein Langzeitüberleben. Hierbei kann oft extremitätenerhaltend operiert werden, sodass die Funktion der betroffenen Extremität nicht eingeschränkt wird. Nach chirurgischer Entfernung von High-grade-Osteosarkomen im Bereich der Extremitäten und des Beckens ist es oft notwendig, den resultierenden Defekt zu rekonstruieren. Am häufigsten geschieht dies durch die Implantation einer Endoprothese. Hierfür werden spezielle Megaendoprothesen, die aus Metall gefertigt worden sind, eingesetzt. Die Wahl des optimalen Implantates und der optimalen Rekonstruktionsmethode hängt von vielen Faktoren ab, insbesondere der Lokalisation des Tumors und dessen Ausdehnung aber auch von Patientenalter, dem Aktivitätsniveau und der Prognose. Aus diesem Grund sollte der behandelnde Chirurg sich gut mit allen möglichen Rekonstruktionsverfahren auskennen. Ca. 20% der Patienten haben bei der Erstdiagnose des high-grade Osteosarkoms Fernmetastasen, davon befinden sich ca. 90 % im Bereich der Lungen und 10 % im Bereich anderer Knochen. Aber auch Patienten, bei denen keine Metastasen in der Bildgebung gefunden wurden, haben bei der Erstdiagnose undetektierbare Mikrometastasen. Dies erklärt, warum in der Vergangenheit ca. 90% der Patienten nach einer alleinigen chirurgischen Therapie innerhalb von wenigen Monaten Fernmetastasen entwickelt haben und an ihrer Erkrankung verstorben sind. Aus diesem Grund benötigen alle Patienten mit einem high-grade Osteosarkom eine prä- und postoperative Chemotherapie. Hierdurch kann in Kombination mit einer adäquaten chirurgischen Tumorentfernung die 5-Jahres-Überlebensrate auf über 60 % gesteigert werden. Eine umfassende Erfahrung in der interdisziplinären Behandlung von high-grade Osteosarkomen ist notwendig, um zu entscheiden, welche Behandlung optimale Ergebnisse für jeden individuellen Patienten bietet. Die Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie des Universitätsklinikums Münster ist weltweit eins der größten und renommiertesten Zentren zur Behandlung von Patienten mit High-grade-Osteosarkomen. Der Klinikdirektor, Univ.-Prof. Dr. Georg Gosheger ist  ein hoch angesehener Tumororthopäde. Er ist aktuell der Präsident der Europäischen Muskulo-Skelettalen Onkologischen Gesellschaft (EMSOS) und Vorstandsmitglied der internationalen Gesellschaft zum Extremitätenerhalt (ISOLS). Eine seiner größten Errungenschaften war die Entwicklung einer Silberbeschichtung für Megaendoprothesen, wodurch das Risiko einer postoperativen Infektion signifikant vermindert werden kann. Als einer der ersten Tumororthopäden erkannte er den Einfluss einer exzellenten präoperativen Vorbereitung auf das Ergebnis der Operation. Hierfür hat Prof. Gosheger ein Team von erfahrenen Tumororthopäden, spezialisierten Kranken- und Gesundheitspflegern, Psycho-Onkologen, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten zusammengestellt. Durch dieses spezialisierte Team erhält der Patient die bestmögliche Therapie und Nachbetreuung während des stationären Aufenthaltes. Durch eine enge Kooperation mit der Klinik für Anästhesie wird eine bestmögliche Unterstützung bei diesen oft komplexen operativen Eingriffen und eine optimale Schmerzbetreuung erreicht. Alle Patienten, die in der Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie behandelt werden, werden im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz, bei der spezialisierte Radiologen, Pathologen, Tumororthopäden, Kinderonkologen, Onkologen, Strahlentherapeuten und Thoraxchirurgen anwesend sind, besprochen. Hier wird gemeinsam die bestmögliche Therapie für den Patienten festgelegt.